Städt. Wohngebäude, Bonn 1996-2000
Der Entwurf reflektiert die Ordnung des Quartiers ebenso wie die Wohnbedürfnisse seiner Bewohner. Auf diese beiden Faktoren verweist das städtische Wohngebäude in seiner formalen und räumlichen Durchbildung. Das umgebende urbane Gefüge markiert eine Schnittstelle von dichter Blockrand- und aufgelockerter Zeilenbebauung. Findet sich im Osten ein Geflecht von Gassen und schmal parzelliertem Baugrund, so lockert sich die Bebauung im Westen auf. Konturieren dort die Häuser zur Straßenseite hin klare Blockränder, so finden sich hier mehrere einzelnstehende Großbauten, und auch die Wohnhäuser zeugen durch ihre Zeilenanordnung von einer Wandlung städtebaulicher Leitbilder im 20. Jahrhundert. Der Block, in dessen Randbebauung sich das Wohngebäude einreiht, spiegelt diese Situation im Kleinen: Dort, wo das Haus seinen Platz in einer Baulücke findet, stehen die Häuser Seite an Seite und geben dem Straßenraum eine scharfe Kontur. Im Nordosten aber bricht dessen Rand auf, und Solitärbauten lassen die auf der gegenüberliegenden Seite so klar vollzogene Trennung von Straße und Blockinnerem verwischen. Das Wohngebäude reiht sich in das Bestehende ein und stärkt mit der Baulückenschließung den Block. Durch formale Überhöhung des Blockrandes in Form einer von zwei Türmen flankierten Klinkerwand kommt diese Idee bildhaft zum Ausdruck. Doch der städtische Außenraum geht über die Grenze dieser Wand hinaus: die mittlere Fassade tritt von der Straßenflucht zurück und eröffnet im Erdgeschoss ein Atrium. In dieser Fassade ist mithilfe von Laubengängen respektive Loggien ein vermittelnder Übergang von Außen und Innen angelegt. Im Inneren schließlich, in den auf fünf Etagen angelegten Wohnungen, findet das Private zu seinem Recht. Das städtische Wohngebäude lockert mit räumlicher Differenzierung die Grenzziehung zwischen Stadt und Haus auf, ohne dabei die Ordnung der ersteren noch die Bedürfnisse des letzteren zu opfern.
Text von Rainer Schützeichel
Projekt: Städt. Wohngebäude
Anmerkung/en: [Projekt: Entwurf, Modell, Ausführung]
Ort: Bonn-Zentrum
Jahr: 1996 - 2000
Auszeichnungen: Auszeichnung guter Bauten 2001, BDA Bund Deutscher Architekten Bonn-Rhein-Sieg: Anerkennung für Städt. Wohngebäude, Bonn
Ausstellungen: Uwe Schröder. Architettura degli spazi. ARCHITETTURA 39, Ausstellung in der Chiesa dello Spirito Santo, Cesena 2010, DREI RÄUME, Bauten und Entwürfe für ein Wohnen in der Stadt von Uwe Schröder, Ausstellung in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung e.V., Bonn 2006, Innerer Außenraum, Bauten und Entwürfe von Uwe Schröder, Ausstellung im Bonner Kunstverein, Bonn 2000, "Stadtarchitektur", Deutschen Institut für Stadtbaukunst an der Technischen Universität Dortmund, Ausstellungsbeteiligung von usarch, Düsseldorf 2017
Mitarbeit: Gerd Sieren, Stefanie Schmand
Publikationen: I + I = I. Teile und Ganzes. Beispiele und Prinzipien für anpassbaren Wohnungsbau, Typensprache des Wohnens. Häuser von Uwe Schröder, ASTRAZIONE E CLASSICITÀ, Edificio rezidenziale a Bonn, Atlas Gebäudegrundrisse, Wettbewerb: Auszeichnung guter Bauten 2001, Experiment und Manifest