Editorial
Es ist im Grunde nicht möglich auf das Werk Uwe Schröders einzugehen, ohne das Thema Dauerhaftigkeit – das Überdauern nicht nur des Gebäudes selbst , sondern der Form, der Architektur schlechthin – anzusprechen. Im Grunde strebt Uwe Schröder nach einer zeitlosen Architektur. Im Dialog Eupalinos oder der Architekt von Paul Valery finden wir dazu eine treffende Passage: «So zwingt uns also der Körper, das zu wünschen, was nützlich ist oder einfach bequem; die Seele fordert von uns das Schöne; der Rest der Welt aber, in seinen Gesetzen sowohl wie in seinen Zufällen, verpflichtet uns, jedes Werk auf seinen Bestand hin zu betrachten.» Bestand ist hier nicht nur im materiellen, sondern auch im Sinne der Tauglichkeit und der Schönheit gemeint.
Uwe Schröders Bauten erwachsen einer Synthese – von einer streng rationalen Struktur und einem Organismus, der den Nutzungsanforderungen folgt. Beim Haus am Cöllenhof heisst dies etwa, dass der quadratische Grundriss auf einem strengen Raster aufgebaut ist. Das klassisch anmutende Atrium jedoch, der Hof vor dem eigentlichen Hauszugang, ist nicht zentral, sondern exzentrisch angeordnet und die Bewegungsachsen sind – der Nutzung folgend – jenseits der Zentralachse angelegt. Das Gebäude entwickelt sich gegen oben asymmetrisch, hat eine stark skulpturale Form. Plastizität und Höhenentwicklung verleihen dem Baukörper seinen eigenwillig dynamischen Charakter und machen ihn zu einem seltenen architektonischen Juwel. Zwei weitere Bauten, das Haus Hundertacht und das Haus auf der Hostert, variieren dasselbe Motiv, wohingegen die Wohnhöfe Auerberg einem klassischen städtebaulichen Muster folgen, das sich explizit horizontal ausdehnt. Die Grundrisse sind streng strukturiert und dennoch sind sie so flexibel erdacht, dass sie die moderne Wohnnutzung, wenn auch unkonventionell, mit Leichtigkeit zu adaptieren vermögen. Allen Gebäuden von Uwe Schröder liegt ein experimenteller Impetus zugrunde, der imstande ist, die jeweils zeitbedingte Nutzung in eine dauerhafte, gleichsam von der Zeit losgelöste architektonische Form überzuführen.
Luzern, im März 2016 Heinz Wirz
UWE SCHRÖDER - BONN, herausgegeben mit einem Vortwort von Heinz Wirz und einem Essay von Massimo Fagioli, De aedibus international: Zeitgenössische Architekten, Quart Verlag Luzern 2016
News: Im April 2016 erscheint im Quart Verlag eine neue Monographie über usarch
Datum: 30-04-2016