[...]"Dass formale Bezüge zur Siedlung fehlen, ist folgerichtig. Die äußere Anmutung des ROM.HOFS ist fast fabrikartig. Wie eins der Gebäude in Giorgio de Chiricos „pittura metafisica“ wirkt das dreigeschossige Ding im städtischen Zusammenhang, obwohl es seine Elementik genauso gut Schinkels Gebrauchsarchitektur verdanken könnte. Die Bezüge stellt Uwe Schröder anders her: Das Studentenwohnheim bekommt sie durch die Rundbogenarchitektur und das Material – zu den backsteinernen Universitätsgebäuden, die der preußische Staat im 19. Jahrhundert in Poppelsdorf errichtete oder zur ganz einfachen Ziegel-Wohnarchitektur um 1860, wie man sie mitunter in Bonn noch findet. Studenten, die dort studieren, könnten die Analogien erkennen, die Schröder hier ganz im Sinne Aldo Rossis gefunden hat: Der ROM.HOF erweitert gewissermaßen die Typologie der frühen Universitätsgebäude Bonns um eine damals völlig undenkbare, heute selbstverständliche, aber typologisch blass gebliebene Form kollektiven Wohnens. Und man könnte noch weitergehen: Der ROM.HOF gibt mit seiner analogen Architektur gleichzeitig einen Hinweis auf ein Bildungsideal: Durch die formale Zugehörigkeit zu einer „Wissenschaftsarchitektur“ gibt er dem Traum einer Einheit von Lernen und Leben einen architektonischen Ausdruck."[...]
Autor: Andreas Denk
Titel: Ein Traum vom Leben. Uwe Schröder: Studentenwohnheim ROM.HOF in Bonn 2009-2014
Sammelband/Zeitschrift: in: der architekt 5/14
Serie: Kritischer Raum
Datum: 2014
Seite(n): S. 10f.